Foto: NABU Mühlheim
Mahd der Blumenwiese 2020
Seit einigen Jahren wird von unserer NABU Gruppe eine Wiese im nordöstlichen Teil des Gailenberges gepflegt.
Das Gebiet war schon längere Zeit nicht mehr bewirtschaftet und bereits mit Traubenkirschen und Brombeeren zugewuchert. Mit Unterstützung eines Bauern wurde die Fläche gepflügt und geeggt, anschließend wurde Saatgut von Blumen ausgesät. Die Kosten für das zertifizierte Regiosaatgut wurden durch die Untere Naturschutzbehörde des Kreises übernommen. Dies erfolgte mit der Auflage einer angepassten Pflege, die insbesondere das erneute Verbuschen des Areals verhindert.
Schon im ersten Jahr entstand dadurch eine wunderschöne Blumenwiese, die von Frühjahr bis Herbst zahlreiche Insekten anlockte und mit Nahrung versorgte.
Die naturnahe Pflege bestand auch in diesem Jahr wieder darin, die Wiese mit Unterstützung unserer Bufdis mit dem Balkenmäher des Kreises zu mähen.
Mulchen wäre zwar sehr viel einfacher, jedoch hat diese Arbeitsweise sehr negative Einflüsse auf die Artenvielfalt: Zum einen wird beim Mulchen das Mähgut kleingehächselt, wodurch alle Insekten und Kleinlebewesen (z.B. Eidechsen) getötet werden. Zum anderen verbleibt das Mähgut auf der Wiese, was zu einer Nährstoffanreicherung führt. Bei einer Wiese mit hohem Gehalt an Nährstoffen setzen sich auf Dauer Grasarten durch, die keinen Nektar für Insekten bieten. Zudem ergibt sich ein dichter Bewuchs, der verhindert, dass Licht auf den Boden dringt. Viele Insekten, wie Grillen, brauchen aber einen lockeren Bewuchs (siehe Mahdflyer auf unserer Kreisseite).
So standen noch anstrengende und aufwändige Arbeiten an: Das Zusammenrechen des Schnittguts, Aufladen auf einen Hänger und der Abtransport zum Recyclinghof. Immerhin gab es dabei Gelegenheiten für die aktiven Mitglieder, sich mal wieder auszutauschen, und das Corona konform an der frischen Luft. Natürlich half dabei ein stärkender Imbiss mit selbst gemachtem Apfelkuchen und Brezeln.
Obwohl es schon der 1. Oktober war, konnten wir noch einige Bewohner der Wiese entdecken und fotografieren, kleine Zauneidechsen, die sich auf einem schwarzen Rucksack sonnten, eine kleine Kröte, Grillen, die durchs Gras huschten, Hornissen am Eingang ihres Baus und einige zusammengerollte Raupen des Brombeerspinners.
Früher wurde das Heu fachmännisch getrocknet um es als Nahrung für die Tiere im Stall zu verwenden. Nicht nur richtige Bauern fütterten damit Rinder und Pferde, viele Leute hatten im sogenannten Nebenerwerb Stallhasen oder Ziegen, die auch über dieses Futter froh waren.
Unser Heu landete allerdings zum Kompostieren auf dem Wertstoffhof in Mühlheim.
Zum Schluss hatten wir das für uns als Stadt- und Büromenschen so seltene Erlebnis eines hefigen Muskelkaters - nicht verursacht durch Fitnessübungen, sondern durch echte körperliche Arbeit an der frischen Luft.
Auf der abgeräumten Fläche sind schon wieder die Blattrosetten vom Natternkopf, Rainfarn und weiteren Blumen gewachsen, sodass wir auch im nächsten Jahr wieder eine naturnahe Blumenwiese erwarten können.
Für Bilderfreaks noch einige Erinnerungsfotos an diese Aktion.
Fotos: NABU Mühlheim