Am Samstag, den 8. Juni 2024 war es endlich wieder soweit: Unsere NABU-Naturführerin Dr. Adela Žatecky hatte eingeladen zur zweiten Biberwanderung des Jahres.
Dieses Mal trafen sich die Interessenten an der Gaststätte „Mutter Gabi“, ehemals „Zur Kreuzung“. Von dort aus ging es, nicht wie sonst auf erkennbaren Wegen, direkt ins Gelände der nahegelegenen Rodauaue. Bei schönstem Sonnenschein ließen hier die Moskitos nicht lange auf sich warten. Wir wurden aber entschädigt mit sehenswerten Einblicken in die Aktivitäten des Bibers. Adela erklärte wie man den Biber von einem Nutria (Sumpfbiber) unterscheiden kann (Bild 1). Sehr oft werden nämlich diese beiden Arten verwechselt und viele vermeintliche Bibersichtungen stellen sich im Nachhinein als falsch heraus.
Der Biber ist ein pflanzlicher Allesfresser und ernährt sich vorzugsweise von Kräutern sowie von Zweigen, Astrinden und Blättern heimischer Laubbäume. Besonders begehrt er die wassernahen Espen, Weiden oder Pappeln. Wir konnten zahlreiche Stümpfe finden, die erst kürzlich vom Biber bearbeitet wurden (Bilder 2 und 3). Weitere typische Spuren, die wir bemerkten, waren die sogenannten Biberrutschen (Bild 4). Das sind platt getretene Uferbereiche, die sich bilden, weil die bis zu 30 kg schweren Tiere oft über die gleichen Wege aus dem Wasser ein- und aussteigen. Entlang dem Verlauf des Bauerbachs querten wir durch herrliche Naturflächen das Gräbenwäldchesfeld (Bild 5) um zum Ausgangspunkt zurückzukehren.
Zwar waren wir wieder keinem Biber live begegnet, aber Adela hatte zum Abschluss noch eine Überraschung parat: Es war ihr gelungen vom NABU Landesverband den einzigen „Biberrucksack“ Hessens für die Führung auszuleihen. Nun staunten nicht nur die Kinder unter uns, was da alles zum Vorschein kam. Ein Biberschädel, an dessen Vorderseite die typisch roten Nagezähne auffallen (Bild 6). Die Farbe entsteht durch eingelagertes Eisen, das die Zähne besonders hart macht. Schließlich müssen die Dinger ja Bäume fällen. Der Härteunterschied zwischen Vorder- und Rückseite sorgt dafür, dass sich die Zähne beim Knabbern von selbst nachschärfen, da hinten immer etwas mehr abgeschliffen wird. Praktisch dabei: Die Zähne wachsen lebenslang nach. Ein weiteres Highlight aus dem Rucksack war ein Biberfell (Bild 7). In Nordamerika dienten solche Felle lange Zeit als Zahlungsmittel.
Wir erfahren, dass es kanadische und europäische Biber gibt. Äußerlich sind sie aber nicht zu unterscheiden, aufgrund ihrer unterschiedlichen Chromosomenzahl allerdings nicht kreuzungsfähig. Wieder was gelernt. Die Gruppe ist sich einig, dass sich die Wanderung gelohnt hat und der Biber bei uns willkommen ist.
Text und Bilder: Dr. G. Dettweiler, 20.07.2024