Sensen und Dengeln mit Markus Kunkel

Am 15. Juli 2023 morgens fand sich eine kleine Gruppe unserer Mitglieder bei der Streuobstwiese am Mainzer Ring ein, um mit Markus Kunkel Dengeln und Sensen zu lernen. Um eine Wiese zu erhalten, muss sie regelmäßig gemäht werden, da sie ansonsten verbuscht und an Artenvielfalt verliert. Dass das Arbeiten mit der Sense von den verschiedenen Methoden das schonendste Verfahren für die in der Wiese vorkommenden Lebewesen ist, erfahren wir gleich zu Beginn. Darüber hinaus ist es weder mit Lärm noch mit dem Verbrauch von Strom oder Benzin belastet.

 

Mein Vater hat diese Technik auch beherrscht, ohne große Mühe konnte er einen Korb Futter für die Hasen (das waren eigentlich Kaninchen) besorgen oder irgendwo das Gras (wahrscheinlich waren das Wildkräuter) wegmähen, z.B. ganz gezielt um Baumstämme herum, ohne diese zu verletzten. Das anschließende Dengeln war nicht zu überhören.

 

Dass es sich bei dieser altüberlieferten Technik eigentlich um eine Wissenschaft handelt, wurde mir jedoch erst innerhalb der nächsten beiden Stunden Theorie klar. Das beginnt damit, dass an einer Sense jedes Teil einen eigenen Namen hat, manchmal sogar nicht nur einen, sondern mehrere gebietsspezifische.

 

Die Herstellung eines hochwertigen Sensenblatts erfolgt durch Schmieden und erfordert mehrere Arbeitsgänge, was den hohen Preis einer guten Sense erklärt. Bei so manchem vermeintlichen Schnäppchen z.B. aus einem Baumarkt handelt es sich um ein teilweise oder komplett gewalztes oder gestanztes Produkt, was seine Eignung zum Sensen einschränkt.

 

Der erste Schritt vor dem Arbeiten mit einer Sense ist das Schärfen der Klinge, das Dengeln. Metalltechnisch heißt diese Bearbeitungsform „Treiben“, eine Art „Schmieden ohne Feuer“. Durch das Klopfen mit einem etwa 500 bis 800 g schweren Hammer wird das Metall zu einer dünnen und scharfen Kante ausgezogen. Auch dafür gibt es mehrere Möglichkeiten und mehrere Werkzeuge.

 

Beim Sensen auf der Wiese nutzt sich der Dangel ab und daher muss die Klinge hin und wieder gewetzt werden. Dafür trägt man einen Wetzstein mit sich, der feucht sein muss, also in Wasser liegt. Damit wird die Schneide aber nicht geschliffen, sondern eigentlich nur wiederaufgerichtet. Auch hierbei ist auf das richtige Material, den richtigen Winkel und auf das richtige Abziehen zu achten.

 

An einem Stück Metall durften wir das Dengeln üben und merkten dabei, dass es nicht so einfach ist, den richtigen Druck und die richtige Geschwindigkeit herauszufinden. Bei zu wenig tut sich nichts, bei zu viel franst die Kante aus. Das muss geübt werden.

 

Anschließend bekam jeder eine Sense, angepasst an die jeweilige Körpergröße. Bei den Sensen muss dann erst der Winkel des Blatts zum Balken eingestellt werden und genauso der Winkel des Blatts zur Ebene, in der gemäht werden soll.

 

Dann ging es endlich los. Markus führte uns das bei der Wiese vor: eine elegante Bewegung im Halbkreis aus der Körpermitte und ein Streifen des Bewuchses war nicht nur exakt abgeschnitten, er lag auch gleich auf einem Häufchen am Rande, dem „Schwad“. Mit jedem Schwung war ein weiteres Stückchen Wiese gemäht und das Häufchen wurde etwas länger. Danach durften wir loslegen, was wir mit Begeisterung auch getan haben. Zum Glück gab es keine Zuschauer. Wir merkten sehr schnell, dass Markus uns einige Jahre an Übung und Erfahrung voraus hatte. Weder sah es bei uns so elegant aus, noch schafften wir es die hübsche Reihe an Häufchen hinzulegen. Am Ende des Kurses hatte trotzdem jeder viel gelernt und wir waren alle entschlossen diese Technik weiter zu betreiben.

 

Für die, die mehr darüber erfahren wollen, gibt es hier einen Link zum Streuobstzentrum MainÄppelHaus auf dem Frankfurter Lohrberg.


Bilder und Text: Waltraud Huni, 27.07.2023