Am 25.08.2021 war ich verabredet zur Kartierung von Bauten von Feldhamstern an der Hohen Straße in der Nähe von Kilianstädten.
Zum Erfassen des Bestands der verbliebenen Feldhamster werden jedes Jahr systematisch die Bauten der Feldhamster in dem Zeitfenster zwischen Ernte und Umpflügen der Felder erfasst. Das geschieht indem alle Felder in Reihen abmarschiert werden. Das war auch an diesem Tag vorgesehen.
Davor gab es für mich von Manfred Sattler persönlich eine Einführung. Manfred Sattler ist bei der Arbeitsgemeinschaft Feldhamsterschutz Gebietsbetreuer im westlichen Main Kinzig Kreis.
Er erzählt, dass der Feldhamster etwa so groß wie ein Meerschweinchen ist. Besonders gut ausgeprägt ist sein Tastsinn mit den Haaren und sein Geruchssinn. Damit findet er sein Futter und findet sich in seinem unterirdischen Bau gut zurecht. Dieser Bau ist recht groß und kunstvoll angelegt. Er hat meist eine Höhle zum Schlafen, eine für die Vorräte und sogar eine Toilette. Es gibt 2 schräge Gänge als Ein- und Ausgang und sogenannte Fallrohre. Diese gehen senkrecht nach unten, etwa 80 cm und dienen der Flucht vor Feinden. Diese werden von unten gegraben, die Erde wird durch die schrägen Gänge hinausgeschafft, so dass da der Erdaushub zu finden ist.
Von dem ursprünglichen Verbreitungsgebiet des Feldhamsters in Mitteleuropa sind nur wenige Stellen übriggeblieben und auch da ist er nur noch spärlich anzutreffen.
Daher ist die Erfassung des Bestandes sehr wichtig, um dem Verschwinden entgegen zu wirken. Manfred Sattler macht diese Begehungen schon seit 10 Jahren und er meint, dass er dabei schon an soweit über die Felder marschiert ist wie die Entfernung von hier bis nach Lappland.
Dann geht es los: 6 Personen, 3 Frauen und 3 Männer haben sich eingefunden, die sich für diese stark bedrohte Tierart engagieren und für sie ihre Freizeit opfern, natürlich ehrenamtlich. In einem Abstand von 7 Schritten zwischen den einzelnen Beobachtern wird der ganze Acker abgegangen und die nächste Breite wieder zurück. Dabei wird nach den hamstertypischen Löchern geschaut. Löcher von Mäusen sind kleiner, die von Wühlmäusen können zwar größer sein, sind aber nicht tief genug und die Erdhaufen daneben haben eine krümelige Konsistenz. Wir haben auch Löcher gefunden, die von Füchsen auf der Suche nach Mäusen ausgehoben wurden und Kuhlen von Feldhasen.
Die Stoppeln des Getreides sind recht hart und knirschen unter den Schuhen. Ich bin froh, dass ich feste Schuhe und lange Hosen trage. Obwohl die Temperatur an diesem Nachmittag recht angenehm ist, brennt die Sonne mal auf den Rücken oder blendet von vorne und es zieht sich, bis ein ganzer Acker abgegangen ist.
Diese industrielle Landwirtschaft mit immer größeren Äckern und immer größeren Maschinen ist das Hauptproblem, das dem Feldhamster zu schaffen macht. Innerhalb kürzester Zeit sind die ganzen Äcker abgeerntet, wobei der Erntezeitpunkt, teilweise durch Reifungshormone für Pflanzen beschleunigt, immer früher liegt. So steht der Hamster plötzlich ohne Futter da und die Hamsterbäckchen bleiben leer. Nicht nur das, auch die Deckung fehlt. Auf den nun erforderlichen sehr weiten Wegen zur Suche von Nahrung kann er von seinen Fressfeinden wie Raubvögeln, Fuchs, Marder und Co mühelos erspäht werden. Das hat dazu geführt, dass der Feldhamster innerhalb von nur 30 Jahren von einem häufig vorkommenden und gehassten Ernteschädling zu einer vom Aussterben bedrohten Tierart wurde.
Auf 2 Äckern werden wir tatsächlich fündig. Auf 2 weitern Äckern leider nicht. Ersatzweise sammeln wir da dann etwas Plastikmüll ein.
Es gibt inzwischen Maßnahmen zum Schutz der verbliebenen Feldhamster. Auf einigen Äckern sind Streifen von Getreide stehen geblieben, die sogenannten Hamsterschutzstreifen. Von diesen profitieren auch weiter hoch gefährdete Tiere der Feldflur wie Rebhühner und Feldhasen.
Nach 4 Stunden und etwa 12 000 Schritten (Schrittzähler, etwa 8 km) um 20.00 abends verabschiedet sich ein Teil der Gruppe und macht sich auf den Heimweg. Manfred Sattler will aber noch einen weiteren Acker aufsuchen.
Weitere Infos gibt es bei www.feldhamster.de
Fotos und Text: Waltraud Huni, 26.08. und 06.09.2021