Der Mühlheimer Wald


"Bei meiner ersten Begegnung mit dem Mühlheimer Wald im Jahr 2018 war ich erstaunt, denn der Begriff „Stadtwald“ wollte hier so gar nicht in mein Weltbild passen. Vorgestellt hatte ich mir einen „ordentlichen“, eintönigen Wald mit schnurgeraden Wegen, überall Bänken und Picknickmöglichkeiten sowie abgeholzten Arealen an etlichen Ecken.

Es war dann ganz anders und der Mühlheimer Wald wurde zu einer Liebe auf den ersten, zweiten und immer mehr auf alle weiteren Blicke...

Der Mühlheimer Wald mit seinen 818 Hektar Fläche ist so ganz anders, als viele seiner Stadtwald - Kollegen und fast jeder Naturfreund kann hier etwas für sich entdecken.

Zu verdanken ist dies – neben den günstigen naturgegebenen Bedingungen – auch einer bislang klugen und besonnenen Vorgehensweise der Waldeigentümerin Stadt Mühlheim und des in ihrem Auftrag handelnden Dienstleisters HessenForst.

Egal ob man den wertvollen Sternmieren – Eichen – Hainbuchenwald nahe der Käsmühle besucht, unter Pirolgeflöte am Rande der Bieberauen entlangstreift, in zahlreichen wundersamen Feuchtgebieten fast schon Elfen aus den Torfmoosen aufsteigen, in Wirklichkeit aber Baumfalken jagen sieht, in Lämmerspiel mit dem Gailenberg überraschend eine völlig andere Welt betritt oder bei den Fuchslöchern auf Erlenwurzeln Kranichnester vermuten könnte, um dann lautstarke Kolkrabenbalzflüge über sich zu erleben, ob man an zahlreichen stehenden und fließenden Gewässern Insekten und Amphibien beobachtet oder sich den Kopf zur Bestimmung der vielen totholzbewohnenden Pilze zerbricht und vielleicht sogar einmal dem Biber in den Rodauauen begegnet, unversehens in einem Maiglöckchen – Feld landet, die seltene Wasserfeder oder Grüne Flussjungfern findet oder oder...

Diese Aufstellung ließe sich noch endlos fortsetzen und so kann ich nur empfehlen, sich mit der gebotenen Rücksicht auf Fauna und Flora, gutem Schuhwerk und Verpflegung auf eine eigene Entdeckungseise in die kleine Wildnis vor der Haustür zu machen."


Die Hechtschneise

Dass im Wald bei starkem Wind gelegentlich Bäume umfallen, ist normal. Sicher nicht normal sind immer häufigeren Stürme und vermehrte Bruchanfälligkeit durch Trockenheit und Schädlingsbefall vorgeschädigter Bäume.
Nichtsdestotrotz bieten sich durch umgestürzten Bäume Möglichkeiten für neues Leben. Zum einen kann nun mehr Licht in die Fläche gelangen, was oft schon lange wartende „Keim – Anwärter“ sofort auf den Plan ruft.
Zum anderen ist ein umgestürzter Baum noch viele Jahre alleine durch sein Totholz für viele Lebewesen von Zaunkönig bis Schleimpilz von großem Nutzen und bietet zudem einen gewissen Schutz für den Boden vor Austrocknung.
Alleine aus diesen Gründen sollte immer gut abgewogen werden, ob großflächige Aufforstungen wirklich sinnvoll sind oder man den Wald nicht besser alleine machen lässt, was dieser selbst am besten kann.
Geht nicht immer, wird im Sinne nachhaltiger Waldbewirtschaftung aber immer öfter so gehen müssen...

Wie man bei den beiden letzten Fotos – einer jugendlichen Fichte und jungen Rotbuche – sehen kann, schaffen das Nachwuchsbäumchen durchaus. Voraussetzung dafür ist allerdings ein nicht zu hoher Wildbestand und weniger Störung desselben durch Hunde von Waldbesuchern: Viel Flucht verbraucht eine Menge Energie und die müssen Rehe an Pflanzen wieder auftanken.


Text und Fotos: Sabine Streckies, 09.01.2022


Waldidyll

Text und Fotos: Sabine Streckies, 09.01.2022


Der Ästige Stachelbart

Der Ästige Stachelbart ist in Wirtschaftswäldern ein seltener Pilz. Dies hat den Grund, dass der in seiner Jugend auffällig weiß gefärbte Pilz auf Totholz von Laubbäumen angewiesen ist – umso morscher, desto besser.
Glücklicherweise gibt es im Mühlheimer Wald Bereiche mit solchen Bedingungen.
Die Fruchtkörper bilden sich – je nach Witterung – etwa Mitte Oktober.
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Text und Fotos: Sabine Streckies, 09.01.2022