Text: S. Streckies und G. Dettweiler, 26.02.2025

Dr. Winfried Winter aus Seligenstadt erklärte am 25. Februar 2025 in seinem Vortrag "Vogelschlag an Glasscheiben", wie stark die Vogelpopulation betroffen ist und zeigte an etlichen Beispielbildern wie sowohl die transparenten als auch die spiegelnden Eigenschaften von Glas den Vogel täuschen können. Naturfreunde sollten daher auch ein Auge auf z. B. verglaste Bushaltestellen und andere gefährliche Stellen in ihrem Umfeld haben und die Zuständigen oder Verantwortlichen freundlich, aber beherzt darauf ansprechen.
Die gute Nachricht: Gegen Vogelschlag kann jeder etwas tun – und zwar unmittelbar erfolgreich.
Dr. Winter bietet am 22.04.25 mit dem NABU Landesverband Hessen zu diesem Thema an.
Dazu brachte Herr Winter Anschauungsmaterialien mit: im einfachsten Fall bastelt man sich einen Schnurvorhang gemäß der Anleitung des BUND. Das ist einfach und kostengünstig zu realisieren. Hier ein Beispiel:
Etwas komfortabler ist die Lösung mit auf der Scheibe aufgeklebten Punkten oder speziellen Folien, die im Handel angeboten werden. Selbstverständlich können auch diese Elemente weit kostengünstiger in Eigenregie angefertigt werden.
Und noch etwas: Um so schmutziger die Scheiben, desto geringer das Risiko für Vögel ….
Themenrelevante Links
Hintergrundwissen
- Themenseite der Länderarbeitsgemeinschaft der deutschen Vogelschutzwarten
- Beschluß zum Bewerten des Risikos von Vogelschlag bei Bauanträgen von 2023 der deutschen Naturschutzbehörden
- Vorschlag einer standardisierten Methode zur Erfassung von Vogelkollisionen mit Glasflächen
- Vogeltod: Nicht nur Windräder
- Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht (Glasbroschüre 2022)
Praktische Hilfen für den Privathaushalt
- Vogelfalle Glas, Faltblatt des NABU Bundesverbandes, 2024
- Die günstige Lösung: Schnurvorhang zum Selbermachen. Merkblatt des BUND KV Fulda, 2024
- Punkte zum Aufkleben: Vogelschutzmarkierung SEEN Elements, erhältlich im NABU-Shop
- Klebestreifen aus ORACAL-Folie, Empfehlung der Vogelwarte Schweiz
- Vogelkollisionen an Glas vermeiden, Merkblatt der Schweizer Vogelwarte, 2023
- Vogelschutz am Wintergarten, Merkblatt der Schweizer Vogelwarte, 2017
Tote Vögel an der Bushaltestelle
Am 12. April 2025 machte Elke K. im Offenbacher Nordend eine traurige Entdeckung. Sie fand gleich zwei tote Vögel an der Bushaltestelle Carl-Ulrich-Brücke neben dem Wartehäuschen. Nachdem sie uns über den Fund informiert hatte, stellten wir fest, dass es sich um einen Sperling und um einen Sperber, beides männliche Tiere, handelte. Der Sperlingsmann ist an der dunklen Kappe zu erkennen, der Sperbermann an der rostroten Färbung an der Brust und am Hals. Außerdem ist der männliche Sperber mit 29 bis 34 cm deutlich kleiner als die Sperberdame. Diese misst 35 bis 41 cm. Sperlinge gehören zum Beutespektrum der Sperber und man kann sich gut vorstellen, dass bei der Verfolgung des Spatzen beide an die Scheibe geknallt sind, was dann für beide tödlich endete. Auch Verletzungen im Kopfbereich des Sperbers weisen darauf hin. Gerade jetzt in der Brutzeit ist damit möglicherweise für 2 Nester mit Jungen der 2. Ernährer weggefallen.
Auch Elke S. hatte schon vermutet, dass beide Vögel gegen die Scheibe geflogen sind. Glasscheiben können Vögel nicht als Hindernis erkennen, vor allem nicht, wenn sich Himmel oder Bäume spiegeln oder wenn eine komplette Durchsicht möglich ist. Auch Greifvogelsilhouetten, die man häufig an Fenstern sieht, sind nutzlos - die Vögel fliegen daran vorbei und kollidieren. Helfen können jedoch geometrische Muster wie Punkte, die aber nicht zu weit auseinander sein dürfen. Detaillierte Infos dazu gibt es auf unserer Webseite unter diesem Link.
Insgesamt handelt es sich beim Vogelschlag an Glasscheiben um ein sehr großes Problem für die Vogelpopulation, das weit unterschätzt wird. Inzwischen haben wir festgestellt, dass alle Wartehäuschen an den Bushaltestellen in Offenbach mit Glaswänden ausgestattet sind, die lediglich im unteren mittleren Bereich mit drei weißen Streifen kenntlich gemacht sind. Fahrpläne und manchmal Werbeplakate bedecken nur einen Teil der Fläche: zu wenig, finden wir. Falls jemand der Leser weitere tote Vögel findet, an Wartehäuschen oder an Gebäuden, meldet diese uns bitte, damit wir den Vorfall erfassen können. Dies ist eine essentielle Grundlage für unsere weitere Zusammenarbeit mit den Offenbacher Behörden.
Text und Fotos: Dr. W. Huni, 04.05.2025