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Der Biber in Stadt und Kreis Offenbach

Text und Bilder: Waltraud Huni, 14.11.2024

Der Biber stand ganz im Mittelpunkt des Mitgliedertreffs unserer NABU-Gruppe am 22. Oktober 2024.

 

Dr. Adela Zatecky berichtete in einem anschaulichen Referat über die Biologie des großen Nagers, seine Lebensweise und vor allem darüber, wie er seinen Lebensraum selbst nach seinen Bedürfnissen gestaltet. Durch den Bau von Biberdämmen staut er Wasser an, um da seine Biberburg zu bauen. Diese besitzen einen Eingang unter Wasser, der den eigentlichen Wohnraum mit der Familie vor Feinden schützt. Der Wohnraum liegt oberhalb des Wasserspiegels, da die Biber als Säugetiere Luft zum Atmen brauchen. Bei Überschwemmungen kann diese Burg allerdings für die Jungtiere zur tödlichen Falle werden, da diese erst ab einem gewissen Alter durch den Ausgang hindurch hinaus tauchen können.

 

Der Biber wurde wegen seines Fleischs, seines dichten Pelzes und auch des Bibergeils, das als Parfum verwendet wurde, gejagt und in Hessen bereits vor Jahrhunderten ausgerottet.

 

Dank von Aussiedlungs- und Renaturierungsprojekten ist er zurückgekehrt und hat sich in unserer unmittelbaren Nähe wieder angesiedelt. Seine Spuren sind nicht zu übersehen: Es gibt abgenagte und gefällte Bäume, Biberdämme und -burgen und geflutete Wiesen. Damit schafft er Biotope für viele gefährdete Arten und erbringt wertvolle Ökodienstleistungen.

 

Auch der Mensch profitiert direkt von seiner Tätigkeit. Adela führte aus, warum wir gerade in Zeiten des Klimawandels froh über den Biber sein müssen. Die Rückhaltung des Wassers sorgt für eine Anhebung des Grundwasserspiegels, der wichtig ist für die Trinkwasserversorgung der Region. Die negativen Folgen von Dürren in den heißen Sommermonaten und auch die von Starkregenereignissen werden abgemildert.

 

Die ehemaligen Bach- und Flussauen gibt es in unserer Region eigentlich nicht mehr. Die Flüsse und Bäche wurden begradigt und kanalisiert und die frei gewordenen Flächen werden längst anderweitig genutzt. Die Nachteile dieser Maßnahmen sind zwar inzwischen offensichtlich: die Bäche können nicht mehr in mäanderartigen Strukturen das Regenwasser in der Region halten, sondern es wird schnell abgeleitet. Mit Programmen wie „100 blaue Bäche für Hessen“ wird versucht dagegen zu steuern, was sich jedoch als sehr aufwendig und langwierig erweist. Der Biber hat mit der Renaturierung schon mal begonnen, aber die Konflikte bleiben nicht aus. Gerade in diesem Jahr, das mal kein trockenes, sondern ein ausgesprochen niederschlagsreiches war, haben sich die Konflikte verschärft, und vorschnell wird für Hochwasserschäden der Biber verantwortlich gemacht, ohne zu sehen, dass es derartige Schäden auch in Gegenden ohne Biber gab.

 

In der nachfolgenden Diskussion wurden die Bereiche angesprochen, in denen sich Konflikte aufgetan haben sollen:

 

In Mühlheim sind die Anwohner der Rodau von nassen Kellern und Gärten betroffen; Probleme mit Klärwerken  werden geäußert, die auf niedrigere Wasserstände und den schnellen Abtransport des Ausflusses eingerichtet sind; in Offenbach Bieber sorgt man sich um die Totenruhe auf dem dortigen Friedhof; von den Wasserbehörden wird die Befürchtung geäußert, dass die für Starkregenereignisse vorgesehenen Retentionsflächen durch den Biber ganzjährig schon gefüllt sind; der Forst sorgt sich um Bäume die im Wasser stehen und absterben und Bauern um Wiesen, die nicht mehr mähbar sind.

 

Als Folge werden Biberdämme abgetragen, z. B. zwischen Heusenstamm und Dietzenbach an der Mühle. Hier hatte sich eine großflächige Seenlandschaft gebildet, in der Eisvögel und Zwergtaucher schon ein Zuhause gefunden hatten und sogar schon ein Schwarzstorch gesichtet worden ist.

 

Auch in Offenbach hat es der Biber schwer. Ein Damm an der Bieber im Bereich der Obermühle wurde im letzten und in diesem Jahr insgesamt schon vier mal zerstört. Inzwischen gibt es einen weiteren Damm bachaufwärts und es gibt Anzeichen dafür, dass dort inzwischen eine Biberfamilie sogar ihre Jungen aufzieht. Doch die Sorgen bleiben, wie es an diesem Standort weiter geht.

 

Vielen Dank an Adela für das aufschlussreiche Referat an die Teilnehmer der Diskussionsrunde.