Bei dunklem, feuchtkaltem Wetter wollte ich am Neujahrstag 2021 an der Mühlheimer Rodaumündung wieder einmal nach Vögeln
gucken.
Interessanter erschienen aber zunächst die Graugänse in den Mainauen und hinter ihnen die Kanadagänse, dazwischen einige Saatkrähen.
Stopp – da passte eine schmächtige Gans nicht so richtig zwischen die großen Kanadier: Eine Tundrasaatgans.
„Brutvogel von Mooren, Sümpfen und Teichen in der Taiga“ schreibt das Vogelbuch.
Wahrscheinlich also ein Überwinterungsgast - Aber alleine?
Alleine findet man die meist noch lange im Familienverband lebenden Gänse so gut wie nie und eine einzelne Gans ist nicht „normal“.
Im Hessischen Ried rasten derzeit einige Tausend arktische Gänse – ob die einzelne Gans wohl vom Weg abgekommen war oder aus sonstigen Gründen am Main landen musste?
Da kann man viel vermuten und wird dennoch nur wenig wissen.
Tatsache ist, dass die hübsche Gans recht unaufgeregt wirkte, was nicht gerade für eine „richtig Wilde“ spricht. Dass sie keinen Züchterring am Bein hat, heißt auch nicht viel.
Letztlich ist das alles auch nicht wichtig, kann man hier doch – angemessenes Verhalten vorausgesetzt – aus relativer Nähe über viele Stunden eine Tundrasaatgans (und natürlich auch die anderen
Gänse) sehr gut beobachten.
Übrigens: Als Überwinterungsgäste können wir in Südhessen die Waldsaatgans (Anser fabalis) und die Tundrasaatgans (Anser rossicus) antreffen. Die Waldsaatgans ist allerdings sehr viel seltener,
sie wirkt insgesamt größer als die Tundrasaatgans und hat einen deutlich längeren Hals. Auch der Schnabel der Waldsaatgans ist etwas länger und zeigt mehr orange Farbe.
Bleibt zu hoffen, dass die mit mir so geduldige Tundrasaatgans aus den Mühlheimer Mainauen früher oder später Anschluss an ihresgleichen findet. Die Kollegen dürften in einigen Wochen – stimmt
dann der Wind – ganz in der Nähe über den Main nach Nord-Osten ziehen.
Text und Fotos © Sabine Streckies, 01.01.2021